In der Marktgemeinde Thal sind die Maßnahmen zum Hochwasserschutz entlang des Erlenbaches weitgehend abgeschlossen. Wie ist das Projekt hinsichtlich Hochwasserrisikomanagement zu beurteilen?
Die Hochwasserschutzmaßnahmen am Erlenbach mit dem Rückhaltebecken und dem linearen Ausbau sind ein Teil eines gesamthaften Hochwasserrisikomanagements im Sinne der Europäischen Hochwasserrichtlinie, die im Jahre 2007 in Kraft getreten ist und 2011 in Österreich in das  asserrechtsgesetz übernommen wurde. Die Hochwasserrichtlinie sieht im Wesentlichen eine Reduktion der bestehenden Hochwasserrisiken vor. Dies bedeutet, dass Maßnahmen vorzusehen sind, welche die Risiken für die Schutzgüter menschliche Gesundheit, wirtschaftliche Tätigkeit, kulturelles Erbe und Umwelt reduzieren. Im Hochwasserrisikomanagementplan werden aus einem Katalog von insgesamt 22 technischen und nicht technischen Maßnahmen jene ausgewählt, die dazu geeignet sind, für das jeweilige Gebiet das Hochwasserrisiko zu reduzieren.

Was sind technische und nicht technische Maßnahmen und welche wurden beim Projekt Thal-Erlenbach realisiert?
Die technischen Maßnahmen sind die klassischen Hochwasserschutzmaßnahmen, wie wir sie in der Steiermark schon seit Jahrzehnten erfolgreich umsetzen und praktizieren. Dazu gehören die technischen Bauten wie Hochwasserrückhaltebecken und der sogenannte Linearausbau, die Errichtung von Dämmen und die Vergrößerung des Abflussprofiles von Bächen und Flüssen. In Thal wurden diese technischen Maßnahmen in Form des Rückhaltebeckens und des Ausbaus des Unterlaufes des Erlenbaches realisiert. Damit erreicht man einen Schutz bis zum hundertjährlichen Hochwasser, das heißt ein Hochwasserereignis, welches nach statistischer Wahrscheinlichkeit einmal in hundert Jahren auftreten kann. Mit diesen technischen Maßnahmen erzielt man einen bestmöglichen Schutz. Eine absolute Sicherheit kann man jedoch nicht erreichen, es verbleibt immer noch ein gewisses Restrisiko.

Welche Restrisikofaktoren bestehen?
Unter Restrisiko verstehen wir z.B. die Überlastung einer Anlage. Die Planung des Rückhaltebeckens erfolgt auf ein sogenanntes Bemessungsereignis, das ist eben
das hundertjährliche Hochwasser, aber es gibt auch Ereignisse, die darüberliegen, dies sind dann absolute Katastrophenereignisse, die aber mit sehr, sehr geringer
Wahrscheinlichkeit auftreten. Aber auch darauf sollte man vorbereitet sein. Das viel häufigere Problem ist der Oberflächenabfluss in Form von Hangwasser, der Abfluss über Straßen und Wege, wie er etwa nach einem lokalen Starkregenereignis auch unterhalb einer Hochwasserrückhalteanlage auftreten kann. Diese Oberflächenabflüsse können bereits bei geringen Wassertiefen zu Überflutungen von Gebäuden und Kellerräumen führen. Gerade gegen diese Ereignisse kann man sich aber mit relativ einfachen Maßnahmen selbst schützen.

Was sind nicht technische Maßnahmen im Risikomanagement und was ist in Thal diesbezüglich erfolgt?
Die nicht technischen Maßnahmen sind alle nicht baulichen Maßnahmen, die ein wesentlicher Bestandteil des Hochwasserrisikomanagements sind. Dazu gehören
vor allem Maßnahmen der Raumplanung und Flächenwidmung, Prognosen und Vorhersagemaßnahmen, aber auch die Erstellung und Ausarbeitung von Alarm- und Einsatzplänen für den Hochwasserfall. Ein zentraler Punkt ist dabei die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und eine Aufklärung über die Gefahren und Risken des Hochwassers. Wichtig sind auch Informationen darüber, was jeder Einzelne in seinem Bereich machen kann, um das Hochwasserrisiko durch Eigenvorsorge und Selbstschutzmaßnahmen zu reduzieren.

Was wäre eine diesbezügliche Empfehlung an die Gemeinde bzw. BürgerInnen?
Speziell für den Bereich der Eigenvorsorge und des Selbstschutzes haben wir im Oktober 2017 in der Steiermark gemeinsam mit dem Zivilschutzverband, dem
Landesfeuerwehrverband und der Fachabteilung für Katastrophenschutz eine Informationskampagne gestartet. Wir wollen damit möglichst jede Gemeinde erreichen. In Informationsveranstaltungen werden die Bürger und Hausbesitzer darüber informiert, welche Maßnahmen sie an ihrem Objekt selbst treffen können. Wir verteilen bei dieser Informationsveranstaltung Folder und auch Checklisten, mit denen jeder Private, jeder Hausbesitzer, aber auch jeder Gewerbebetrieb die Hochwassersicherheit seines Objektes überprüfen kann. Eine solche Veranstaltung hat in Thal im Rahmen der letzten Bürgerversammlung stattgefunden. Das dort verteilte Informationsmaterial ist im Gemeindeamt erhältlich.

Herr Hofrat, vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch mit HR Dipl.-Ing. Hornich führte Mag. Gerhard Vötsch, Prozessbegleiter, Bürgerbeteiligung Thal.